Kapfenstein (Projekt Nr. 34)

Das römisch-pannonische Hügelgräberfeld von Kapfenstein ist mit seinen etwa 79 Hügeln eines der größten seiner Art in Österreich. In römischer Zeit lag das Gräberfeld im Territorium von Flavia Solva, an der Ostgrenze der Provinz Noricum.  Es befindet auf einem südlichen Ausläufer des Kapfensteiner Kogels im unteren Teil eines stark zerfurchten Hanges. Im Süden schließt das sehr feuchte und teilweise sumpfige Tal des Limbachs an.

Die wissenschaftliche Untersuchung des Gräberfeldes begann 1949, als von F. Felgenhauer ein erster Suchschnitt durch den Hügel 40 gelegt wurde. Weitere Grabungen fanden in den Jahren 1954, 1956, 1958, 1959, 1962, 1964, 1966, 1967, 1969 und 1977 statt. Die Ergebnisse der Grabungen von 1954 bis 1959 wurden 1965 von F. Felgenhauer vorgelegt, eine Gesamtpublikation der Grabungen schließlich 1984 von O. Urban. Die norisch-pannonischen Doppelknopffibeln bis 1959 wurden außerdem  von Garbsch 1965 publiziert, die Münzfunde von Burböck 1979.

In den 54 untersuchten Hügeln befanden sich mindestens 85 Bestattungen. Die Belegungsdauer  des Gräberfeldes reicht vom zweiten oder dritten Viertel des 1. Jahrhunderts bis ins 3. Jahrhundert v.Chr.  

Die Toten wurden verbrannt und der Leichenbrand meist ohne (archäologisch nachweisbaren) Schutz, seltener in einer Urne beigesetzt. Nur zwei Kinder wurden unverbrannt bestattet. Es gibt sowohl einfache Brandschüttungs- und Brandgrubengräber mit oder ohne Steinabdeckungen- und umstellungen, als auch Steinkisten- und Mauerkammergräber mit oder ohne Dromos. In einem Fall konnte eine Holzverschalung nachgewiesen werden.

In der Studiensammlung befindet sich hauptsächlich das Fundmaterial aus den Grabungen der  Jahre 1954 bis 1959. Es besteht vor allem aus Gefäßkeramik (Schüsseln, Becher, Tassen, Töpfe, Kannen, Krüge und Dreifußschüsseln mit Deckel) (Abb.1-3). Nur in einem Hügel wurden zwei Terra sigillata-Schälchen gefunden. (Abb.4). Sie sind in norisch-pannonischen Gräberfeldern jedoch allgemein eher selten ebenso wie Glasgefäße (Abb.5).  In einigen Gräbern konnten anhand von Knochen Speisebeigaben nachgewiesen werden. Einigen Toten wurde eine Münze mitgegeben (Charonsgeld). An Trachtbestandteilen finden sich nur wenige, relativ einfache, kleine Fibeln, Fingerringe und Glasperlen (Abb.6).  Im Unterschied zu anderen Gräberfeldern, wurden den Toten in Kapfenstein auch keine Gürtelgarnituren, Spinnwirtel, Kästchenbeschläge und Spiegel aus Bronze oder Silber beigegeben bzw. mitverbrannt.

Aus den Grabungen stammen auch einige spätneolithische und hallstattzeitliche Siedlungs- und Grabfunde und vom Kogel spätneolithische und mittelalterliche Funde. Es gibt jedoch keine Siedlungsfunde der Römerzeit.

 

Literatur:

W. Alzinger, Die Kleinfunde aus dem Hügelgräberfeld von Kapfenstein, p.B. Feldbach, Oststeiermark, In: F. Felgenhauer, W. Alzinger, Ä. Kloiber, Beiträge zur Kenntnis der norisch-pannonischen Hügelgräberkultur I, Archaeologia Austriaca Beih. 7, Wien 1967, S. 61-84

O. Urban, Das Gräberfeld von Kapfenstein (Steiermark) und die römischen Hügelgräber in Östetrreich, Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 35, München 1984

DatierungGesamtBeinGlasKeramik MetallMörtelorg. MaterialSteinTonn. zuordenbar
siehe Katalogtext34699290231383
Ohne Datierung1919
Ohne Datierung:nach-prähistorisch99
Ohne Datierung:nicht näher zuordenbar55
Neolithikum22
Neolithikum:Spätneolithikum22
Mittelalter1111
Neuzeit11